Der für Urheberrecht zuständige Zevilsenat des Bundesgerichtshofs verhan-delt am 30.04.2014 in folgender Sache:
I ZR 162/10, I ZR 28/11, I ZR 29/11, I ZR 30/11 (Vergütungspflicht für PCs und Drucker)
LG Stuttgart – Urteil vom 22. Dezember 2004 – 17 O 392/04, CR 2005, 378
OLG Stuttgart – Urteil vom 11. Mai 2005 – 4 U 20/05, GRUR 2005, 943
BGH – Urteil vom 6. Dezember 2007 – I ZR 94/05, BGHZ 174, 359 – Drucker und Plotter I
BVerfG – Beschluss vom 30. August 2010 – 1 BvR 1631/08, GRUR 2010, 999
BGH – Beschluss vom 21. Juli 2011 – I ZR 162/10 – Drucker und Plotter II, ZUM 2011, 729
und
I ZR 30/11
LG München I – Urteil vom 23. Dezember 2004 – 7 O 18484/03, ZUM 2005, 241
OLG München – Urteil vom 15. Dezember 2005 – 29 U 1913/05, ZUM 2006, 239
BGH – Urteil vom 2. Oktober 2008 – I ZR 18/06, GRUR 2009, 53 – PC I
BVerfG – Beschluss vom 21. Dezember 2010 – 1 BvR 506/09, GRUR 2011, 225
BGH – Beschluss vom 21. Juli 2011 – I ZR 30/11 – PC II, GRUR 2011, 1012 = WRP 2011, 1483
und
I ZR 28/11
LG Düsseldorf – Urteil vom 25. Januar 2006 – 12 O 110/05
OLG Düsseldorf – Urteil vom 23. Januar 2007 – 20 U 38/06, GRUR 2007, 416
BGH – Beschluss vom 14. August 2008 – I ZR 17/07, juris
BVerfG – Beschluss vom 21. Dezember 2010 – 1 BvR 2760/08, GRUR 2011, 223
BGH – Beschluss vom 21. Juli 2011 – I ZR 28/11, GRUR 2011, 1007 = WRP 2011, 1478
und
I ZR 29/11
LG Düsseldorf – Urteil vom 29. November 2006 – 12 O 8/06
OLG Düsseldorf – Urteil vom 13. November 2007 – 20 U 186/06, MMR 2008, 100
BGH – Beschluss vom 14. August 2008 – I ZR 208/07, juris
BVerfG – Beschluss vom 21. Dezember 2010 – 1 BvR 2742/08, CR 2011, 86
BGH – Beschluss vom 21. Juli 2011 – I ZR 29/11, ZUM-RD 2011, 537
EuGH – Urteil vom 27. Juni 2013 – C-457/11 bis C-460/11, GRUR 2013, 812 – VG Wort
Bei den zur Verhandlung anstehenden Sachen handelt es sich um Parallelverfahren, in denen der I. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs abschließend darüber zu entscheiden hat, ob PCs und Drucker zu den vergütungspflichtigen Vervielfältigungsgeräten nach § 54a Urheberrechtsgesetz in der bis zum 31. Dezem-ber 2007 gültigen Fassung (UrhG aF) gehören
Der Urheber eines Werkes hatte nach dem bis Ende 2007 geltenden und in den zu entscheidenden Fällen noch anzuwendenden Recht einen Vergütungsanspruch gegen den Hersteller, den Importeur und den Händler von Geräten, wenn diese Geräte dazu bestimmt sind, ein derartiges Werk „durch Ablichtung eines Werkstücks oder in einem Verfahren vergleichbarer Wirkung“ zu vervielfältigen (§ 54a Abs. 1 Satz 1 UrhG aF). Dieser Vergütungsanspruch soll dem Urheber einen Ausgleich dafür verschaffen, dass Vervielfältigungen seines Werkes zum eigenen Gebrauch unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne seine Zustimmung zulässig sind.
Nach der seit dem 1. Januar 2008 geltenden Regelung, die in den in Rede stehenden Fällen noch nicht anzuwenden ist, besteht ein Vergütungsanspruch hinsichtlich sämtlicher Gerätetypen, die zur Vornahme von bestimmten Vervielfältigungen zum eigenen Gebrauch benutzt werden (§ 54 Abs. 1 UrhG). Der Vergütungsanspruch hängt danach nicht mehr davon ab, dass die Geräte dazu bestimmt sind, ein Werk „durch Ablichtung eines Werkstücks oder in einem Verfahren vergleichbarer Wirkung“ zu vervielfältigen.
Die Klägerin ist die VG Wort. Sie nimmt die urheberrechtlichen Befugnisse von Wortautoren und Verlegern wahr. Die Beklagten vertreiben in Deutschland Drucker und PCs, die sie selbst herstellen oder importieren. Die Klägerin nimmt die unterschiedlichen Beklagten in vier verschiedenen Verfahren auf Zahlung einer Vergütung für diese Geräte in Anspruch. Das OLG Stuttgart und das OLG München haben den dort erhobenen Klagen weitgehend stattgegeben. Der Bundesgerichtshof hat diese Urteile aufgehoben und die Klage abgewiesen. Das OLG Düsseldorf hat in zwei weiteren Verfahren die dort erhobenen Klagen abgewiesen. Der Bundesgerichtshof hat die Revision gegen diese Urteile zurückgewiesen. Das Bundesverfassungsgericht hat sämtliche Entscheidungen des Bundesgerichtshofs aufgehoben und die Sachen an den Bundesgerichtshof zurückverwiesen. Der Bundesgerichtshof hat mit Beschlüssen jeweils vom 21. Juli 2011 die Verfahren ausgesetzt und dem Gerichtshof der Europäischen Union Fragen zur Auslegung der Richtlinie 2001/29/EG zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft zur Vorabentscheidung vorgelegt (vgl. dazu Pressemitteilung Nr. 134/2011).
Der Gerichtshof der Europäischen Union hat die Vorlagefragen im Wesentlichen dahin beantwortet, dass auch aufgrund der Vervielfältigung geschützter Werke durch Drucker oder PCs eine Urheberrechtsabgabe erhoben werden könne. Der Ausdruck „Vervielfältigungen mittels beliebiger fotomechanischer Verfahren oder anderer Verfahren mit ähnlicher Wirkung“ im Sinne vom Art. 5 Abs. 2 Buchst. a der Richtlinie 2001/29/EG sei dahin auszulegen, dass er auch Vervielfältigungen mittels PCs und Drucker erfasse, wenn diese Geräte miteinander verbunden seien. Sofern die betreffenden Vervielfältigungen in einem einheitlichen Verfahren mit Hilfe einer Kette von Geräten angefertigt werden, stehe es den Mitgliedsstaaten frei, ein System einzuführen, bei dem der gerechte Ausgleich von denjenigen – Herstellern, Importeuren oder Händlern – entrichtet wird, die über ein Gerät verfügen, das als Teil dieser Kette in nicht eigenständiger Weise zu diesem Verfahren beiträgt. Diese hätten die Möglichkeit, die Kosten der Abgabe auf ihre Kunden abzuwälzen. Die Zustimmung des Rechteinhabers zur Vervielfältigung habe dabei keine Auswirkungen auf den nach den Bestimmungen der Richtlinie vorgesehenen gerechten Ausgleich.
Mit ihrer Revision verfolgen die jeweiligen Revisionskläger ihre ursprünglichen Anträge weiter.
Quelle: Pressestelle des Bundesgerichtshofs, Pressemitteilung 13/2014 vom 24.01.2014