Werksschließungen bei Continental
Arbeitsrecht | Trotz Protesten der Mitarbeiter hat der Continental-Aufsichtsrat einen erheblichen Stellenabbau und Werksschließungen beschlossen. Die Maßnahmen führen bei den Gewerkschaften und Arbeitnehmern zu Unmut.
Wie der Autozulieferer mitteilte, wurde die Schließung des Reifenwerks in Aachen bis Ende 2021 und des Standorts für Automobilelektronik in Karben bei Frankfurt am Main bis Ende 2024 beschlossen. Darüber hinaus sind auch an anderen Standorten Strukturanpassungen geplant. Die Gewerkschaften IG BCE und IG Metall erheben Vorwürfe, dass die Entscheidungen gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat getroffen wurden. An gut zwei Dutzend Standorten in Deutschland müssen rund 13.000 Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz fürchten. Weltweit stehen sogar 30.000 Jobs auf dem Spiel.
Das Conti-Management versucht die Stimmung zu beruhigen und betont, dass es die schmerzhafte Entscheidung bedauere, diese aber aufgrund der mit der Corona-Krise verbundenen Folgen notwendig sei. Bereits Anfang September hatte das Unternehmen einen entsprechenden Sparplan verkündet und damit auf die verschärfte Talfahrt am Automobilmarkt reagiert. Mit den Einsparungen will Continental wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben, da der 2017 erreichte Höchststand von rund 95 Millionen Fahrzeugen vermutlich über Jahre nicht erreicht werden wird. Mit den Maßnahmen sollen ab 2023 rund eine Milliarde Euro eingespart werden.
Zudem werden wegen der damit verbundenen niedrigeren Lohnkosten Stellen aus Deutschland nach Osteuropa verlagert. Davon betroffen sind auch die rund 900 Beschäftigten in Karben. Entlassungen seien laut Continental nur das allerletzte Mittel. Stattdessen soll zunächst nach neuen Beschäftigungsoptionen für die Betroffenen gesucht werden. Auch die Gewerkschaften fordern, dass für die Arbeitnehmer neue Perspektiven gefunden werden müssen und fühlen sich vom Aufsichtsrat trotz zahlreicher Proteste an mehreren Standorten und Kritik auch von Seiten der Politik ignoriert. Auch wenn keine weiteren Werksschließungen mehr folgen sollen, könnten durch Verkäufe von Geschäftsteilen und Teilsegmenten weitere tausende Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren.
Informationsquelle: WirtschaftsWoche vom 30.09.2020